Konzept, Fragen und Antworten

G PLUS – Was steckt dahinter?

Die Idee: Seit Herbst 1998 entstand in Holzhausen aus einer Kirchenvorstandsfreizeit zum Thema „Einladende Kirche“ heraus die Idee zu einem Alternativangebot im Bereich Gottesdienst, das sich vor allem an die wendet, von denen sich die Kirche durch die äußere Form ihrer Feiern distanziert hat.

In Trau- und Taufgesprächen wurde im Ort deutlich, dass das Interesse an der christlichen Botschaft, die Erwartungshaltung, dass hier Lebensorientierung und -fundament zu finden sei, ungebrochen ist. Allein die Artikulation des Glaubens sowohl in Musikstil als auch in liturgischen Formen des agendarischen Sonntagsgottesdienstes schienen der Lebenswelt vor allem der Erwachsenen zwischen 20 und 60 Jahren so fremd geworden zu sein, dass die Schwelle zu einem Gottesdienstbesuch entsprechend hoch war.

Mit der Überzeugung, dass der Glaube in seinen Ausdrucksformen zeitbezogen sein darf, mit seinem Inhalt aber christusorientiert zu bleiben hat, hat sich in der Folgezeit ein Team von etwa 15 jungen Erwachsenen gebildet, das sich konzeptionell mit dem Thema „Gottesdienst“ auseinandersetzte.

Dabei kam es uns besonders darauf an, die vorfindliche Situation des eigenen Kirchspiels, aber auch der eigenen Gemeinde zu reflektieren. „Unsere“ Sache mit „unseren“ Möglichkeiten für „unsere“ Gemeinde sollte es werden. Und zwar so, dass jeder ohne Vorbehalte Freunde, Kollegen und Nachbarn, die sonst der Kirche eher fern blieben, einladen konnte.

Am 27. Juni 1999 um 19.30 Uhr war es dann soweit: G plus, das neue Gottesdienstprojekt des Kirchspiels Holzhausen, feierte Premiere. Ein inzwischen auf gut 20 Personen angewachsenes Team feierte mit 300 Besuchern einen Gottesdienst mit Theater, Moderation, Predigt, der Möglichkeit, in einem Kreuzverhör Rückfragen zu stellen, Gebet mit Beteiligungsspielraum, viel Musik und mit dem Thema: „Sommer, Sonne, Sand und Mehr“.

NOCH FRAGEN? Wir haben die wichtigsten Fragen & Antworten rund um G PLUS für Sie zusammengestellt:

Fragen und Antworten

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[accordion-item title=“Noch ein Gottesdienst mehr? Reicht denn das Angebot nicht aus?“] Ja und Nein. Natürlich ist der Sonntagsgottesdienst für alle offen. Natürlich wird hier über den Glauben nachgedacht und Gott gefeiert – und das hier in Holzhausen in einer Form, die versucht, die heutige Sprache zu sprechen. Und doch braucht man sich nichts vorzumachen: Auch unser „herkömmlicher“ Sonntagsgottesdienst, den alle Beteiligten hier und anderswo mit viel Liebe vorbereiten, ist nur ideell für alle offen. Wie jede Veranstaltung verwehrt die Form manchen den Zugang. Es gibt einen bestimmten Musikstil, einen sehr verdichteten liturgischen Ablauf, der selbst eine gewisse Liebe zur Sache beim Gottesdienstbesucher voraussetzt, damit er so mitgefeiert werden kann. Selbst in einer Diskussion im Kirchenvorstand wurde deutlich, wie fremd Bittruf, Lobpreis und manche anderen Elemente sind (obwohl man so seit Jahrzehnten feiert). Hier ist es wichtig, mit Freude unsere gewöhnlichen Gottesdienste neu transparent zu machen. Aber genauso wichtig ist es, daß man zugibt, wie hoch diese Form die Schwelle für Menschen werden läßt, die wenig Berührung mit Kirche haben. Viele kommen gar nicht dazu, sich über die eigentlichen Inhalte Gedanken zu machen, weil sie sich durch liturgische Vollzüge zu kämpfen haben, die ihnen permanent zeigen, wie fremd das ist, worum es hier geht. Und dieser Fremdartigkeit läßt sich auch nicht mit dem Verweis auf „das Heilige“, dem man hier begegnet, rechtfertigen. Die Botschaft vom Kreuz bleibt unserer Welt fremd und ein „Anstoß“ (1. Kor, 1,18), gewiß. Aber an dieser Botschaft sollen sich Menschen stoßen, nicht etwa an Formen, die ihnen die Begegnung mit dieser Botschaft schwer möglich machen. Wenn Gott sich faßbar macht im Menschen Jesus (hier zeigt sich wie sehr der Begriff „das Heilige“ das Zentrum unseres Glaubens völlig unterbestimmt) und eine solche persönliche und transparente Form der Begegnung mit uns sucht, dann dürfen unsere Formen nicht „unfaßbar“ und undurchsichtig bleiben. Nochmal: Unsere Formen bieten einen Zugang zum Evangelium. Sie bieten ihn aber nicht für alle Menschen. Ja, ich wage sogar zu behaupten: Sie bieten ihn inzwischen für eine Minderheit von Menschen.[/accordion-item]
[accordion-item title=“Und G-plus soll nun das Dilemma auflösen?“]Nein, wer so denkt, übersieht: Was für den gewöhnlichen Gottesdienst gilt, gilt auch für G plus. Jede neue Gottesdienstform kann zwar sehr leicht den Anspruch erheben, für alle offen zu sein. Aber auch sie wird manche mehr als andere ansprechen. Wir versuchen, dem Rechnung zu tragen: Wir möchten mit unserem Gottesdienst möglichst viele von denen ansprechen, die der herkömmliche Gottesdienst schwer erreicht. Im Team haben wir als Zielgruppe Menschen zwischen 25 und 55 vor Augen. Auch das ist noch ein weites Feld. Da ein großer Teil der Mitarbeiter selbst in diesem Alter ist, bringen wir eigentlich die besten Voraussetzungen mit. Denn wir müßten doch wissen, welche Themen und Formen in unserem Umfeld aktuell sind! Im Gottesdienst selbst sitzen auch Jugendliche und ältere Menschen. Sie sind willkommen. Wenn sie aber mit Musikstil oder Themenwahl wenig anfangen könnten, könnten wir gut damit leben. Unsere Fragebögen versuchen aber genau zu erheben, wie das, was wir feiern, bei denen ankommt, die wir als Zielgruppe vor Augen haben. Bislang war das Echo überwältigend, so daß wir das begründete Gefühl haben, auf dem richtigen Weg zu sein.[/accordion-item]
[accordion-item title=“Und die Besucher, die eigentlich nicht zur Zielgruppe gehören?“]Auch für Jugendliche ist der Gottesdienst das highlight im Gottesdienstfahrplan. Wenn es nach den Konfirmanden ginge, gäbe es nur G plus. Ältere Menschen haben bislang auch positiv reagiert. Im ersten G plus schrieb eine 90-jährige auf den Fragebogen: „Es ist nicht meine Musik. Aber das schönste war für mich, daß so viele jüngeren Menschen den Weg zum Gottesdienst finden. Weiter so!“[/accordion-item]
[accordion-item title=“Der Aufwand ist sehr groß. Lohnt das für einen Gottesdienst?“]Ja. Es lohnt sich auf jeden Fall. Was bei G plus passiert und Menschen anspricht ist ja nicht nur die Musik oder das Theater oder die Predigt. Das Ganze wirkt. Es zeigt, daß hier Menschen, denen ihr Glaube wichtig ist, sich ganz einsetzen: von der Deko bis zum Pudding, von der Einladungsaktion bis zum Begrüßungsgag, von Technik im Hintergrund bis zum Geschehen auf der Bühne. Man stellt sich die Frage, warum Leute sich so intensiv einbringen. Und die Antwort, die aus allem Aufwand heraus raunt: Sie lieben Gott und wollen das weitergeben, was ihr Leben trägt: die Beziehung zu Gott.[/accordion-item]
[accordion-item title=“Und die Finanzen? Steht hier Aufwand und Ertrag im rechten Verhältnis?“]Jedes Kirchenkonzert mit Chor, Instrumentalisten und Solisten ist teurer als G plus. Sollen wir auf Kirchenkonzerte verzichten? Nein. Es ist dennoch gut, die Frage nach der Verhältnismäßigkeit zu stellen. Ein G plus kostet etwa 750 EUR. Von Anfang an war die Maxime im G plus-Team: Wir finanzieren den Gottesdienst nicht durch Umverteilung im Haushalt, sondern durch Spenden. Die andere Arbeit der Gemeinde, soll nicht unter G plus leiden. Es ist eine gute Erfahrung, wieviele Menschen dieses Projekt unterstützen: Das Team und Einzelpersonen durch G plus-Spardosen, Unternehmer durch sponsoring (ohne daß wir als Kirche überall Werbebanner haben und uns „verkaufen“), im Jahr 2000 sogar die politische Gemeinde aus Fördermitteln für Vereinsarbeit und schließlich die Besucher durch ihre (bisher immer großzügige) Spende am Ausgang. Gerade die Höhe der Kollekte ist ein „zählbarer“ Ausdruck dessen, daß ein Interesse daran besteht, daß es weiterhin solche Gottesdienste gibt.[/accordion-item]
[accordion-item title=“Ist mit Theater, Deko, Band, Moderation nicht etwas viel ‚Show‘ für das Evangelium?“] Alle Mitarbeiter müssen sich selbst den Puls fühlen, ob sie die Sache, um die es geht, in den Mittelpunkt stellen oder sich selbst (diese Frage müssen sich genauso alle Mitwirkenden bei einem Kirchenkonzert stellen). Als wir unser Konzept entwickelt haben, war als Basis ganz klar: Wir wollen einen Gottesdienst mit einladend missionarischer Ausrichtung, keine nette „Gemeindeshow“. Wer die Theatergruppe befragt oder unsere Moderation mit offenen Ohren hört merkt, daß immer wieder von sich weg auf Christus hingewiesen wird. Wir haben von Anfang an überlegt, was für uns zu einem Gottesdienst dazugehört. Predigt, Gebet, Segen und einige Lieder mit geistlicher Ausrichtung sind unverzichtbar. Wenn der Tiefgang fehlen und nur Effekthascherei betrieben würde, dann wäre G plus sich selbst untreu. Umgekehrt haben wir keine Berührungsängste etwa mit Musik aus den Charts, Humor beim Theater oder Pepp beim Tanz. Warum auch? Luthers Kirchenlieder hatten zum Teil die Melodien der damaligen Hits, wenn Christen keinen Grund zum Lachen haben, wer dann und: getanzt für den Herrn wurde schon im alten Israel. Dabei ist eines festzuhalten: Nur „zeitgemäß“ sein zu wollen, ist zu wenig. Zum einen ist der Maßstab nicht die Zeit mit ihren Modeerscheinungen. Es ist dann sinnvoller von „zeitbezogen“ zu reden. Maßstab ist unsere Botschaft, sie entscheidet, was geht und wo Grenzen sind. Zum anderen geht sowieso immer nur das, was man auch ehrlich verkörpert. Unsere Sprache müssen wir sprechen, wenn wir von unserem Glauben reden. Das gilt um unseretwillen, damit sich keiner verbiegen muß. Es gilt aber auch um der Besucher willen. Für manchen ist es die Erfahrung, daß man Gott auch anders feiern kann als mit Liedern der letzten Jahrhunderte und der Sprache der Agenden. Gewiß, daß ist eigentlich eine Selbstverständlichkeit in vielen Gottesdiensten, die gefeiert werden. Es hat sich aber offenbar noch nicht bei allen Menschen herum gesprochen, die in Sachen Kirche eher auf Distanz gehen.[/accordion-item]
[accordion-item title=“Warum wird G plus in einem Bürgerhaus und nicht in der Kirche gefeiert?“]Zum einen ist das in Holzhausen eine Platzfrage. Die Kirche wäre mit ihren 120 Sitzplätzen zu klein (die ersten Gottesdienste wurden von 300 und 350 Besuchern erlebt). Aber vor aller Sitzplatzfrage stand unsere Überlegung: Die „Kirchenschwelle“ ist für die anvisierte Zielgruppe zu hoch. Wenn Kirche sich auf Anfrage bei Kirmes und Dorffesten auf die Menschen zubewegt und Gottesdienste im Festzelt stattfinden, warum dann nicht aus Eigeninitiative heraus ein Gottesdienstort, der das Kommen manchem leichter macht? In unser Bürgerhaus läßt man sich offenbar ganz anders einladen als in die Kirche. Nicht daß wir falsch verstanden werden: Wir lieben unsere drei Kirchen im Kirchspiel und feiern gerne in ihnen (und tun das auch nach wie vor in 139 Sonn- und Feiertagsgottesdiensten in unserem Kirchspiel pro Jahr). Wir lieben aber auch die Menschen, die wir in unsere drei Kirchen so schwer hineinbekommen.[/accordion-item][/accordion]

 

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