Gemeindenachmittag „Offene Tür“ Holzhausen am 02.11.2016

Ich werde eine Autokratin sein, das ist mein Beruf.
Und Gott, der Herr, wird es mir verzeihen.
Das ist sein Beruf.“

Unsere heutige „Offene Tür“ war dem Leben von Katharina der Großen und ihrer Familie gewidmet.

Wer war diese Frau und wie gelangte sie zu so viel Macht?

Katharina wurde am 2.5.1729 in Stettin als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst geboren. Die 15jährige Sophie Auguste wird von Zarin Elisaweta als Braut für ihren Neffen und Thronfolger Peter ausgesucht. Mit der Verlobung erhält sie den Namen „Katharina Alexejewna“ und den Titel einer Großfürstin. 1745 heiratet sie Peter III. Fjodorewitsch (Karl Peter Ulrich von Schleswig-Holstein-Gottorp). Die Eheleute verstehen sich nicht. Peter verehrt Friedrich II. von Preußen, umgibt sich mit einer eigenen holsteinischen Garde und trägt preußische Uniformen. Er soll sogar Spielzeugsoldaten auf dem Ehebett ausgebreitet und Schlachten erfunden haben. Katharina dagegen beschäftigt sich mit den Ideen der Aufklärung und denkt über Ethik, Politik und Staatsführung nach.

1752 lässt sie sich auf ein Verhältnis mit dem Kammerherrn Sergej Saltykow ein, und zwei Jahre später wird Sohn Paul geboren. Das Kind wird als ehelich anerkannt und kommt unmittelbar nach der Geburt in die Obhut der Zarin Elisaweta. Mit dem Polen Stanislaus August Poniatowski hat Katharina eine Tochter (Anna, geb. 1757).

1762 stirbt Zarin Elisaweta und Peter wird Zar. Zu dieser Zeit hatte er eine Mätresse, Elisaweta Romanowa Woronzow. Auch Katharina hatte eine Affäre mit dem Gardeoffizier Grigori Orlow. Am 11.4.1762 brachte Katharina einen Sohn von Orlow (Alexej Grigorewitsch) zur Welt. Zar Peter III. wollte sich von Katharina scheiden lassen und am 28.6.1762 seine Entscheidung öffentlich machen.

Die Brüder Orlow bestachen 2 Garderegimenter und nahmen mit dieser Hilfe Peter gefangen und zwangen ihn zur Thronentsagung. Er starb in seinem Landhaus am 6.7.1762. Man beschuldigte Alexej Orlow ihn ermordet zu haben. Die Ermordung Peters war das Resultat einer Konspiration innerhalb der Familie Orlow und Katharinas.

Katharina lässt sich zur Alleinherrscherin erklären. Komplette Berichte und Gesetzesentwürfe müssen ihr vorgelegt werden; ungelesen unterschreibt sie nichts. Von ihren Ministern lässt sie sich beraten, aber sie fungiert selbst als Finanz-, Wirtschafts-, Kriegs-, Innen- und Außenminister.

Von 1774-1776 ist Grigori Potjomkin der Geliebte der Zarin. Auch nach Beendigung ihrer Affäre trifft sie keine Entscheidung, ohne ihn um Rat zu fragen. Sie beauftragt ihn mit der Kolonisierung der eroberten Gebiete am Schwarzen Meer und reist selbst auf die Krim, um Kaiser Joseph II. von Österreich und zahlreichen Gästen zu zeigen, was Potjomkin dort geschaffen hat. Potjomkins Gegner streuen das Gerücht, er habe Kulissen aufgestellt. (Potjomkinsche Dörfer“ errichtet).

1792 stirbt Potjomkin und am 17.11.1796 stirbt Katharina die Große.

Wenigen Frauen in der Weltgeschichte war es vergönnt, einen solchen Traum zu verwirklichen. Allein auf sich gestellt, als Ausländerin bringt Katharina es zur Alleinherrscherin eines der mächtigsten Staaten des 18. Jahrhunderts.

Ihr Sohn wurde Zar Paul I. Gewalt, die er in seiner Kindheit erlitten hatte und die Entfremdung von der Mutter machten ihn reizbar und misstrauisch. Wohl aus Hass auf seine Mutter, die ihn zeitlebens gedemütigt hatte, erließ er ein Dekret, das nur noch männliche Nachkommen zur Thronfolge zuließ. Er wurde von Verschwörern aus Kreisen des Adels mit seiner Schärpe erdrosselt.

Ein besonders tragisches Schicksal erlitten auch der letzte Zar Nikolaus II. und seine Familie. Sie wurden zusammen mit ihren Dienern und dem Hausarzt von den Bolschewiken in Jekaterinenburg gefangen gehalten. In der Nacht vom 16./17.7.1918 wurde der Familie mitgeteilt, sich in den Keller des Ipatjew-Hauses in Jekaterinenburg zu begeben. Dort wurde Zar Nikolaus II., seine Frau Alix von Hessen-Darmstadt, die Töchter Olga, Tatjana, Maria, Anastasia und Zarewitsch Alexej sowie die Bediensteten durch die Bolschewiken erschossen und heimlich beseitigt.

1979 wurde das Grab der Ermordeten entdeckt, aber erst 1991 konnten die sterblichen Überreste von 9 Toten exhumiert werden. In 2007 fand man die letzten beiden Toten Zarewitsch Alexej und Großfürstin Maria. Die sterblichen Überreste sind in St. Petersburg bestattet.

Doris Freudenthaler