„Offene Tür“ vom 16. September 2015

„Ich werde, hoffe ich, dir alles anvertrauen können, wie ich es noch bei niemanden gekonnt habe, und ich hoffe, du wirst mir eine große Stütze sein“
schreibt die 13-jährige Anne Frank in ihr Tagebuch, das sie als Geburtstagsgeschenk am 12.06.1942 erhalten hatte.

Die „Offene Tür“ vom 16.9.2015 war der Geschichte dieses Mädchens und ihrer Familie gewidmet.
Anne Frank wurde als Tochter wohlhabender jüdischer Eltern am 12.6.1929 in Frankfurt/Main geboren. Ihre Schwester Margot Betty war drei Jahre älter. Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 emigrierte die Familie nach Amsterdam. Der Vater, Otto Frank, wird Direktor der holländischen Niederlassung der Firma Opekta. Von 1934 bis 1940 verlebt Anne eine sorgenfreie Schulzeit.
Nach dem Einmarsch deutscher Truppen in die Niederlande wird ihr Leben zunehmend von antisemitischen Regeln und Gesetzen eingeschränkt. Ab Ende April 1942 müssen alle Juden den gelben Davidstern mit dem Wort Jude tragen. Nach dem Beginn der Deportation und da Margot eine Aufforderung zu einem Arbeitseinsatz erhielt, taucht die Familie am 6.7.1942 unter. Eine Flucht aus den Niederlanden ist unmöglich. Die Familie wird mit 4 weiteren Menschen im Hinterhaus des väterlichen Geschäfts in der Prinsengracht 263 von den holländischen Angestellten versteckt und versorgt.
Anne beschreibt in ihrem Tagebuch das Versteck, tagespolitische Ereignisse sowie die Konflikte, die sich aus dem Zusammenleben der 8 Menschen auf engstem Raum ergeben. Ebenso schildert sie ihre eigenen Krisen.
„Es beklemmt mich doch mehr, als ich sagen kann, dass wir niemals hinaus dürfen, und ich habe große Angst, dass wir entdeckt und dann erschossen werden.“
Im Sommer 1944 fertigt Anne Frank eine Reinschrift ihres Tagebuches, um es nach Ende des 2. Weltkrieges als Buch mit dem Titel „Het Achterhuis“ (das Hinterhaus) zu veröffentlichen.
Am 1. August 1944 schreibt Anne zum letzten Mal in ihr Tagebuch. Am 4. August 1944 wird das Versteck verraten und alle 8 Personen verhaftet und abgeführt. Auch die beiden holländischen Angestellten J. Kleimann und V. Kugler werden ebenfalls inhaftiert. Die holländische Sekretärin Otto Franks, Miep Gies, findet das Tagebuch und hebt es bis nach Kriegsende im Büro auf.

Anne und Margot Frank kommen über das Arbeitslager Westerbork ins KZ Auschwitz und dann ins KZ Bergen-Belsen. Einige Wochen vor der Befreiung durch die Alliierten (Ende Februar oder Anfang März 1945 stirbt Anne im KZ Bergen-Belsen an Typhus. Ihre Schwester Margot verstarb bereits früher.
Im Juni 1947 gibt ihr Vater, der einzige Überlebende der Familie, das Tagebuch in Amsterdam heraus.

Wir hörten einige Passagen aus dem Tagebuch und sahen den Film „Meine Tochter Anne“. Es war bedrückend, die Angst der Menschen zu spüren und gleichzeitig die Hoffnung mitzuerleben, dass alles doch ein gutes Ende haben würde.

Doris Freudenthaler