Gemeindenachmittag „Offene Tür“ Holzhausen am 07. Juni 2017
„Für gute Geister sieht man oft, einen Hollerbusch an Hof und Scheune,
als Schutz, so hat man stets gehofft, vor Krankheit, Brand und Pech alleine.
So glaubten damals viele Leute, drum sieht man`s noch recht häufig heute.“
Zweiundzwanzig Besucherinnen trafen sich am 07.06.2017 zur „Offenen Tür“ im Gemeindehaus in Holzhausen, um etwas über den Holunder zu erfahren. Schon beim Betreten des Raumes konnte man den süßen Duft der Holunderdolden, die die Tische schmückten, riechen.
Neben Kaffee und leckerem Kuchen probierten wir verschiedene Holundermarmeladen, Holundersirup mit Mineralwasser sowie den sehr bekannten „Hugo“.
Schwarzer Holunder (Sambucus nigra) ist ein Moschuskrautgewächs. Es gibt mehr als 25 Arten, die in ganz Europa und Asien vorkommen. Holunder ist äußerst robust, anspruchslos, frosthart und gedeiht an halbschattigen und schattigen Standorten in Gärten, Gebüschen und in Wäldern. Kleine gelblich weiße Blüten erscheinen im Juni und sitzen an schirmartigen Rispen. Sie entwickeln einen zartblumigen und frischen Duft. Die Holunderbeeren sind von schwarzroter Farbe und reifen im August und September.
Schon in der Jungsteinzeit sollen die Beeren als Nahrungsmittel gedient haben. In der Antike und im Mittelalter galt die Pflanze als wichtige Arznei und man setzte sie als Heilmittel ein. Obwohl Holunder in freier Wildbahn weit verbreitet ist, wird er in vielen Ländern auch in großem Stil kultiviert. Sowohl die Blüten als auch die Früchte finden in der Naturmedizin und in der Herstellung von Säften und Schnäpsen eine vielseitige Verwendung. Holunderblütentee hat entzündungshemmende und schweißtreibende Eigenschaften. Er lindert grippale Infekte und Erkältungen und wirkt immunstärkend. Ein Aufguss aus Holunderblüten ist ein idealer Blasen- und Nierentee. Sehr beliebt sind die Blüten auch als Zutat für aromatische Säfte, Sirupe und Süßspeisen. Die unreifen Beeren sind für Menschen und Tiere gefährlich, da sie das Pflanzengift Sambunigrin enthalten.
Nicht nur Bäume waren Gegenstand religiöser, mythologischer und abergläubischer Vorstellungen, auch andere Pflanzen wie der Holunder (oder Hollerbusch).
Bei Griechen, Römern und Germanen war bekannt, dass im Holunder die „guten Geister“ wohnten. Daher war es Sitte den Holunder in der Nähe des Hauses zu pflanzen. Die Germanen glaubten, dass „Freya“ die Beschützerin von Haus und Hof sich den Holunderbusch zum Wohnsitz auserwählt habe. Die Göttin der Quellen und Brunnen „Holla“ wurde unter dem Hollerbusch um die Fruchtbarkeit der Felder gebeten.
Der ebenfalls existierende Holunderbeiname „Baum des Teufels“ ist hingegen mit dem Christentum verbunden. Judas Iskariot soll sich nach dem Verrat an Jesus an einem Holunder erhängt haben. Weitere mit dem Holunder verknüpfte Vorstellungen, die als Aberglauben bzw. Volksglauben bezeichnet werden können sind:
Holunder sei von den Bauern nicht gefällt worden, aus Angst, es könne das Blut der Hexe, die darin wohnte, herausrinnen.
Kinder, die in einer Wiege aus Holunder gelegt worden seien, konnten Raub durch Frau Holle/Holla zum Opfer fallen.
Das Umschlingen des Holunders galt bei jungen Bäuerinnen als Mittel gegen Kinderlosigkeit.
Zahnschmerzen sollten durch das Beißen auf einen Holderzweig auf diesen übertragen werden und somit vom Schmerz befreien.
Der Verzehr einer in Butter gebratenen Holunderdolde um 12 Uhr mittags am Johannistag unter der Feueresse, dem Sitz der Hausgeister, galt als Maßnahme um ein Jahr lang Fieber abzuwehren.
Wir hörten viel Neues und Altbekanntes über den Holunder, was für viel Gesprächsstoff sorgte. Rezepte wurden ausgetauscht, über den Aberglauben unserer Vorfahren geschmunzelt und darüber gestaunt, dass der Holunder so ein überaus vielseitiger Baum (Busch) ist, der uns mit seinen Gaben bis heute so reichlich beschenkt.
Doris Freudenthaler
Fotos: Christel Knauf