Gemeindenachmittag „Offene Tür“ Holzhausen am 01.06.2016

„Wilhelmus von Nassawe, bin ich von deutschem Blut,
dem Vaterland getreue, bleib ich bis in den Tod.
Ein Prinz von Orange bin ich frei unerfehrt,
den König von Hispanien hab ich allzeit geehrt.“

Mit diesem Wilhelm von Nassau-Dillenburg, Fürst von Oranien, beginnt die Geschichte der Niederlande als unabhängiger Nation. Wilhelm von Oranien ist der Mann, der die Niederlande für alle Zeit orange gestrichen hat, denn das war seine Wappenfarbe. Er betrachtete sich allerdings gar nicht als Niederländer, sondern sprach von sich als einem „Waschechten Deutschen“. Sein Geburtsort war Dillenburg im Westerwald, seine Muttersprache war Deutsch. Niederländisch beherrschte er nicht oder kaum. Er war fünfmal verheiratet und hatte 16 Kinder.

Das tragische Schicksal seiner zweiten Frau, Anna von Sachsen, machte uns sehr nachdenklich. Wilhelm heiratete Anna nur wegen ihres Geldes. Als sich die Ehe als unglücklich erwies, versuchte Wilhelm seiner Frau Ehebruch nachzuweisen, damit er das Heiratsgut Annas behalten konnte. Er ließ ihren Vermögensberater, Jan Rubens, verhaften, foltern und erhielt so ein passendes Geständnis. Mit diesem Geständnis wurde Anna erpresst und unterschrieb die Einwilligung zur Trennung. Daraufhin ließen Annas hessische und sächsische sowie Wilhelms nassauische Verwandte Anna als Ehebrecherin gefangen setzen. Als Nachrichten auftauchten, dass Wilhelm erneut heiraten wollte, ohne geschieden zu sein, forderten die Verwandten Annas die Mitgift zurück und ihre Überführung nach Sachsen. Anna weigerte sich und verübte einen Suizidversuch. Nun wurde sie gewaltsam nach Dresden gebracht und in ihr Gemach gesperrt, dessen Fenster zugemauert und die Tür vergittert wurde. Durch ein Loch in der Tür wurde ihr das Essen und Trinken gereicht. Anna starb kurz vor ihrem 33. Geburtstag und wurde namenlos im Meißner Dom bestattet.

Jahrhundertelang suchten sich die Oranier ihre Heiratspartner bevorzugt in Deutschland und versorgten umgekehrt den deutschen Adel. Von 1890 bis 1898 wurden die Niederlande von der Hessin Emma zu Waldeck und Pyrmont regiert, weil Königin Wilhelmina noch nicht volljährig war. Wilhelmina und ihre Tochter Juliana heirateten ebenfalls Deutsche. Nach dem 2. Weltkrieg waren Deutsche in den Niederlanden erst mal „unten durch“. Doch dann wurde 1965 bekannt, dass sich Kronprinzessin Beatrix wieder in einen Deutschen verliebt hatte. Um die Gemüter zu beruhigen wurde der Name des Zukünftigen von Klaus von Amsberg in Claus van Amsberg geändert. Die Hochzeit 1966 in Amsterdam war von Krawallen überschattet. Doch zehn Jahre später war Claus der beliebteste aller Oranier. Willem-Alexander hat dann keine Deutsche geheiratet, sondern die Argentinierin Maxima Zorreguieta. Aber er spricht fließend Deutsch.

Nachdem wir Bekanntes und Unbekanntes über die Wurzeln des Königshauses Oranien-Nassau gehört hatten, sahen wir Bilder aus den Niederlanden.

Amsterdam mit seinen Grachten, das Rijksmuseum, den Königspalast, die Westerkerk und das Anne-Frank-Haus. Den Haag mit dem Friedenspalast und dem Binnenhof. Rotterdam, der zweitgrößten Stadt in den Niederlanden und dem größten Seehafen Europas. Das Blumenparadies Keukenhof in Lisse sowie verschiedene Ansichten aus Nordholland, der Halbinsel zwischen Nordsee und Ijsselmeer. Typische Bilder für die Provinz Südholland sind Windmühlen und Tulpenfelder. Sehenswürdigkeiten in Utrecht, Leiden und Maastricht konnten wir ebenfalls bewundern. Die größte Touristen-Attraktion ist jedoch „das Käsewiegen“ in Alkmaar, Gouda, Leerdam und Edam. Wir staunten über die vielen Käselaibe, die auf den jeweiligen Marktplätzen gestapelt lagen.

Im Anschluss an den Bildvortrag galt es verschiedene Käsesorten zu bestimmen. Das war nicht leicht, weil alle Käsesorten ähnlich schmeckten. Viel Spaß hatten wir beim Spiel „Welche Damen und Herren aus dem Königshaus Nassau-Oranien sind Ehepaare?“ Hätten sie gewusst wer der Ehemann von Königin Wilhelmina war?

Das Allerbest zum Schluss: Unser Niederländisches Büffet von Frau Antje für die „Offene Tür“ zusammengestellt. Da gab es verschiedene holländische Käsesorten, Holl. Apfelkuchen und Schoko-Eierlikörkuchen sowie Desserts von Vanille- und Schokoladen-Vla, Frischkäsecreme mit Kirschen bis „Harlem de Luxe“.

Auch der schönste Nachmittag geht einmal zu Ende und wir verabschiedeten Frau Antje mit den besten Grüßen an die Niederländer.

Doris Freudenthaler