„Vom Glück zu teilen. St. Martin – nicht nur für Erwachsene.“
Zugegeben – der Plan war schon ein bisschen verrückt: Am 2. November einen Gottesdienst im Wald zu planen und dann auch noch den Beginn in der Dämmerung…
Aber dann war es genau das: ein ganz anderer Gottesdienst.
Nach der Begrüßung um 17 Uhr am Waldrand machten sich ungefähr 70 Menschen (fast) jeden Alters auf den Weg. Dabei haben wir uns aufhalten lassen, zuerst von einem Mantel. Wir spürten etwas davon, was uns einhüllt: Das Leben mit dem was dringend nötig ist. Die Beziehungen in denen wir leben. Auch die Trauer und das, was unser Leben schwer macht – und zuletzt die Hoffnung, die uns weiterleben lässt. Beim zweiten Halt an einem Schwert wurde uns vor Augen geführt, für welche Macht ein Schwert steht – aber auch für welche Ehre. Auch will das Schwert ein Zeichen dafür sein, dass wir etwas durchteilen können – mit anderen teilen.
Angekommen bei der Glück-auf-Anlage erwartete uns eine frierende zusammengesunkene Gestalt und wir waren mitten in der Geschichte von St. Martin, als Pferd und Reiter aus dem inzwischen dunklen Wald kamen. Wir erlebten mit, wie der Mantel schließlich zwei Menschen wärmen konnte. Es war zu ahnen, dass dieser geteilte Mantel nicht nur vor dem Frost schützt, sondern auch das Herz erwärmt.
Dass die Geschichte von St. Martin bei weitem nicht nur für den Laternenumzug taugt, hörten wir in der Lebenserzählung von diesem Soldaten, der teilte und anschließend im Traum Jesus selbst mit seinem halben Mantel sieht. Er wird dann Priester, am Ende auch Bischof und bleibt dabei doch der schlichte Mitteilende.
Von der Freude über das, was wir haben und von der Freude des Teilens war dann viel zu spüren, als wir gemeinsam leckere Suppen mit Brezeln und Brötchen geteilt und verzehrt haben.
Blieb noch der Weg zurück auf dem von Kerzen beleuchteten Weg aus dem Wald mit Martinsliedern auf den Lippen und von St. Martin auf seinem Pferd begleitet.
Zugegeben – der Plan war schon ein bisschen verrückt, aber Gott hat diesen ganz anderen Gottesdienst offenbar gesegnet im kreativen Miteinander beim Vorbereiten, bei allen Arbeiten um den Gottesdienst herum, durch Gedanken und Musik und nicht zuletzt durch das milde, trockene und windstille Wetter.
Berthold Kraft