Tagesfahrt der „Offenen Türen“ am 1. Juli 2015
„Der Mohn ist aufgegangen
aus grünen Knospenwangen
drang leuchtend rosa Flor
und schält sich aus der Enge
mit zärtlichen Gedränge
und faltet sich zum Licht empor.“
Die drei „Offene Tür“-Gemeindegruppen aus Holzhausen, Knickhagen und Wilhelmshausen gingen am 01.07.2015 auf große Fahrt. Mit zwei Bussen fuhren 73 gut gelaunte Teilnehmer/innen bei schönstem Sonnenwetter in Richtung Meißner.
In Germerode angekommen, erwartete uns schon die „Mohnschnecke“ zu einer eineinhalbstündigen Planwagenfahrt mit Naturparkführer durch die blühenden Mohnfelder. Der Meißner-Schlafmohn wächst auf den Mohnfeldern um Germerode, den einzigen Schlafmohnfelder in Nord- und Mittelhessen. Der Anbau des Schlafmohns muss bei der Bundesopiumstelle in Bonn beantragt werden. Zugelassen sind zwei Sorten, deren Morphingehalt noch unter der Nachweisgrenze liegt. Der Sommermohn „Mieszko“ wird im Frühjahr ausgesät und blüht ab Ende Juni bis Mitte Juli rosaviolett. Die Vollblütezeit hält sich etwa 14 Tage. Die Felder werden jährlich gewechselt und erst 3 bis 4 Jahre später kann wieder auf demselben Feld Mohn ausgesät werden.
Schlafmohn gehört zu den ältesten Kulturpflanzen. Schon in der Jungsteinzeit vor etwa 8000 Jahren kannten die Menschen diese Nutzpflanze. Wahrscheinlich stellten sie fest, dass man damit gut schlafen und träumen konnte, Schmerzen erträglicher wurden und Wunden schneller heilten. Der Schlafmohn gehört zu den an Calcium reichsten Lebensmitteln. Ein Esslöffel Mohn kann mehr Calcium liefern als ein halbes Glas Milch.
Mohn ist Sinnbild für Reichtum, Glück, Fruchtbarkeit und Erfolg. Er steht für Lebensfreude, Sorglosigkeit, Jugend und Genuss. Wir waren verzaubert von diesem rosavioletten Blütenmeer und den herrlichen Ausblicken auf die Landschaften rings um den Meißner und das Werratal.
Nach der Rückkehr aßen wir im Landhotel „Meißnerhof“ vorzüglich zu Mittag. Natürlich war bei allen Gerichten auch der Mohn dabei: Als Mohn-Sesamkruste, Mohnpesto, Mohnöl als Salatvinaigrette oder als Mohneis zum Nachtisch. So gestärkt spazierten wir zum ca. 500 m entfernten Kloster Germerode.
Die Klosterkirche wurde in der Zeit von 1145 bis 1170 gebaut und der Mutter Gottes geweiht.1194 heißt sie Kirche der „Heiligen Maria“, später aber Kirche der „Heiligen Maria und Walburga. Letztere war die Schutzheilige des Klosters. Die Klosterkirche war in ihrer ursprünglichen Anlage eine dreischiffige gewölbte romanische Pfeilerbasilika, ohne Querschiff mit einem dreischiffigen, stark überhöhten Chor, unter dem sich die Krypta befand.
Da die Kirche für Chorherren und Chorfrauen bestimmt war, gab es auch zwei getrennte Kirchenräume. Die Mönchskirche umfasste das Langhaus und das Chorquadrat. Die Nonnenkirche befand sich als Empore im zweigeschossigen Westteil der Kirche und war durch eine Arkadenbrüstung gegen die Kirche und die Einsicht von dort her abgeschirmt. Unter der Empore befindet sich die Nonnenkrypta. Ehemals die Grabkapelle der Herren von Bilstein. Diese Krypta ist in Deutschland die einzige im Original-romanischen Zustand und hat eine wundervolle Akustik. Davon konnten wir uns selbst überzeugen, als unsere Führerin ein Kirchenlied vortrug. Nach der Auflösung des Klosters in der Reformation wurde die Klosterkirche evangelische Pfarrkirche von Germerode. Teile des Seitenschiffs wurden, vermutlich wegen Baufälligkeit, abgebrochen und der Haupteingang nach Süden verlagert. Nach 1600 wurde die geschnitzte Empore eingebaut und im Jahre 1700 die Barockorgel. Alljährlich finden in der Klosterkirche oder in der Außenanlage Konzerte und Ausstellungen statt. In dieser altehrwürdigen Kirche hielt Pfarrer Kraft seine sehr schöne Andacht.
Unsere letzte Station war das Hotel-Restaurant „Ahrenberg“ bei Bad Sooden Allendorf. Auf der Terrasse mit weitem Blick ins Werratal tranken wir Kaffee und aßen leckere Torte. Gegen 18.15 Uhr trafen wir wohlbehalten in unseren jeweiligen Heimatgemeinden wieder ein.
Es war ein schöner Ausflug und wir werden uns sicher noch lange an die wunderschönen Mohnblumen erinnern.
D. F.