Am Palmsonntag trafen sich die Kirchspiele Holzhausen und Immenhausen-Espenau um 11:00 Uhr zu einem gemeinsamen Gottesdienst auf Gut Waitzrodt.
Die Gottesdienstbesucher*innen trafen sich in ihren jeweiligen Gemeinden und wanderten dann zum Gut Waitzrodt. Hier wurde der Gottesdienst auf dem Reiterhof in einer extra hergerichteten Scheune mit rund 80 Besucher*innen gefeiert.
An dieser Stelle sei allen, die zum Gelingen beigetragen haben, ein herzliches „DANKE“ gesagt: Gestaltet wurde der Gottesdienst von den Pfarrern Heinz-Herbert Ley, Christian Brandt und vielen weiteren Helfern. Für die musikalische Umrahmung sorgten die Mitglieder der Posaunenchöre aus Espenau und Obervellmar. Familie Sommer gilt der Dank unserer Kirchengemeinden für die Bereitstellung der Örtlichkeit, die sie extra für den Gottesdienst hergerichtet haben.
Zur Predigt:
Passend zur Pilgerwanderung bezog sich Pfarrer Brandt in seiner Predigt auf den Palmsonntag: Jesu Einzug nach Jerusalem auf einem Esel.
Er wird mit Palmenzweigen empfangen und bejubelt: „Gelobt sei, der da kommt im Namen des Herrn, der König von Israel!“ Und voller Begeisterung gehen sie ihm entgegen. Die Palmzweige unterstreichen ihre Euphorie. Jesus kommt nicht auf einem hohen Ross daher, wie es Könige normalerweise tun, sondern ganz anders: Bescheiden und sanftmütig, auf einem unscheinbaren Esel, ein Zeichen seiner friedlichen Mission. Jesus sitzt auf dem Esel und sagt kein Wort. Esel, leidensfähige, geduldige Tiere. Sie sind Reittiere als auch Lastenträger.
Als der Eselreiter Jesus vor dem Jerusalemer Stadttor angekommen war, wird er von verschiedenen Menschen begrüßt. Viele jubeln, aber nicht alle waren ihm wohlgesonnen. Im Predigttext wird zwischen drei verschiedenen Menschengruppen unterschieden:
1. Seine glühende Anhängerschaft, von denen ein Teil später rufen wird: Kreuzige ihn!
2. Seine Jünger, die das ganze Spektakel erst nach der Auferstehung verstehen.
3. Seine Gegner, die Pharisäer, die ihn immer als Bedrohung empfanden.
Was will uns dieser stumme Eselreiter mitteilen?
Jesus weiß, dass er hier in seinen Tod hineinreitet. Trotzdem unternimmt er nichts, um diesem Schicksal zu entrinnen. Ohne Worte, ohne Widerstand geht er diesen vorbestimmten Weg. Da drängt sich die Frage auf: Welche Last hat unser persönlicher Lastenesel zu tragen?
- Der Krieg in der Ukraine, der uns mehr oder weniger auch persönlich betrifft.
- Sorgen in der Familie, die uns belasten.
- Die Krankheiten, die zu Leid und Tod führen.
Was tragen wir menschlichen Lastenesel so alles mit uns herum und wie lange schaffen wir das noch? Und wo können wir diese Lasten abladen?
Ostern in seiner tiefen Bedeutung könnte eine Antwort an uns sein.
Jesus jedenfalls ist eins mit Gott. Tief im Innern weiß er, welcher Weg für ihn richtig ist. Er will keine Macht demonstrieren. Er ist kein politischer Messias. Er kommt vielmehr als Mutmacher, der sagt: „Fürchte dich nicht!“ Jesus macht uns Mut, unseren manchmal beschwerlichen Alltag, trotz aller Widrigkeiten, gut zu meistern. Seine Ausstrahlungskraft zieht uns von unserer Unruhe weg, hin in eine heilsame Richtung für unser Leben. Jesus zeigt seine Stärke in der Nähe zu den Schwachen. Er richtet sie auf, wenn er an anderer Stelle sagt: „Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.“ (Mt 11,28) Dieser Zuspruch will helfen, Lasten von Zweifeln und Ängsten, Leiden und Ohnmacht zu ertragen und zu überwinden. Die Szene von dem stillen und stummen Eselreiter fordert uns dazu auf, Gottes Einziehen in unsere Herzen und Sinne zu feiern. Jesus lädt uns ein, über unsere Lasten nachzudenken, um uns neue Wege zu öffnen. Aufbrechen zu neuen Wegen, die Leben verheißen.
(Text: Erwin Fleck, Fotos. Erwin & Bastian Fleck)