Nimm die Liebe mit in den Alltag
„Guten Morgen, meine lieben Fahrgäste! Herzlich willkommen im Regionalzug nach Göttingen. Bitte, zeigen Sie mir Ihre schönen Fahrscheine. Wenn Sie aussteigen, haben Sie einen wunderbaren Tag.“ Der freundlichste aller Zugbegleiter war immer gut aufgelegt. „Was die Kolleginnen und Kollegen im ICE können, können wir auch.“, war sein Motto. Wenn er kam, wurde gescherzt, Fremde nickten sich zu und müde Gesichter wurden munter.
Es macht einen Unterschied, wenn die Dinge des Alltags liebevoll geschehen. Die Kinder werden sanft geweckt. Der erste Blick in den Spiegel ist freundlich. Der Kaffee wird genossen und die Kollegin aufmerksam begrüßt. Liebe im Alltag und Liebe zum Alltag breitet sich aus. Sie bringt das Beste zum Vorschein in den Menschen und in den Dingen.
Die Liste der Dinge, die am Tag und im Jahr getan werden müssen, ist lang. Das macht Druck, und es kann den Druck noch erhöhen, wenn diese Anforderung über allem steht: sei liebevoll, und sei liebevoll auch zu dir selbst. Achtsam, freundlich und zugewandt sein kostet kein Geld und nicht immer mehr Zeit, aber es verträgt keinen Druck.
„Alles, was ihr tut, geschehe in Liebe“ – die Jahreslosung stellt eine Frage an den Kalender. Kann ich alles das, was ich mir vornehme, wirklich in Liebe tun? Oder muss ich dafür Pläne und Vorhaben streichen? Keine leichte Aufgabe. Für Frauen in Familienverantwortung ist die Überlastung ein alltägliches Problem, das sie allein nicht lösen können. Sie brauchen persönliche und politische Unterstützung, damit sie nicht ausbrennen.
Bei näherer Betrachtung gehört der Vers in den Kalender, aber die Liebe gehört nicht auf die To-Do-Liste. Liebe im Alltag kann ich wohl ausüben, aber ich kann sie nicht machen oder gar erledigen. Die Liebe ist eine Kraft, die mir im Alltag begegnet, Gottes schöpferische Kraft. Sie kommt mir freundlich entgegen, in vielen kleinen und großen Menschen und Dingen. Ich kann mich berühren und in Anspruch nehmen lassen von dieser Liebe, von Gottes Segen.
Vor allen Dingen lasst die Liebe geschehen!
Ein gesegnetes neues Jahr wünsche ich Ihnen, meine lieben Leserinnen und Leser.
Pröpstin Katrin Wienold-Hocke
Kassel