Ein ganz besonderes und außergewöhnliches Klangerlebnis bot sich den ca. 40 Besuchern des Konzertes des Kasseler Handglockenchores am Samstag, dem 28.April in der St. Johannis-Kirche, Holzhausen. Am Vorabend des Sonntags Kantate („Gesang zum Gotteslob“) erfüllten die Klänge der Handglocken mit einem vielfältigen Repertoire den Kirchenraum und verzauberten die ZuhörerInnen. Nach dem stimmungsvollen Einzug mit dem Lied „Leuchtet der Morgen /Morning has broken“ wurden unter dem Thema „Gottes Schöpfung“ Lieder und Melodien wie das Schönster Herr Jesu, Gott, du Schöpfer und das Thema aus Schwanensee vorgetragen.
Einzigartig für Ohr und Auge ist es dabei schwer zu sagen oder zu beschreiben, wie die Töne klingen. „Glockenklang“ wird dem nicht gerecht, vielmehr ist es eine Melange aus Klangschalen, Xylophonen und Glockentönen, gerade wenn mehrstimmig die Töne zusammenfließen oder sich harmonisch stützen. Ebenso faszinierend ist es dabei den Vortragenden zuzusehen wie exakt und doch ruhig fließend – quasi wie durch eine zauberhaft-geheime Choreographie – sich die einzelnen gespielten Glocken zu einem harmonischen Ganzen fügen. Hervorzuheben ist dies besonders, weil das Konzert der fünf vortragenden GlockenspielerInnen als Ensemble, Duett, Trio, Quartett oder auch mit teilweiser Klavierbegleitung ohne Dirigenten erfolgen musste. Dies erfordert eine hohe Konzentration, Musikalität, Spielfreude und ein sehr gutes Miteinander.
Begleitend, einstimmend und zum Nachdenken, manchmal auch Schmunzeln wurden kleine Lesungen und Vorträge eingestreut, die das Konzert abrundeten. Auch das Publikum trug mit einem frischen und flotten Lied (Tanzen und Springen) aus dem neuen EG-Plus zum gesungenen Gotteslob und Wertschätzung der Kirchenmusik bei. Die Stücke Ebbe und Flut und das als musikalisches Lesestück inszenierte Jona und der Wal verführte zum Augenschließen und sich ganz Hineindenken in die vorgetragenen klangstarken Bilder. Dagegen wippte so mancher Fuß beim schwungvollen Can Can von Jacques Offenbach mit und die Darbietung mit zahlreichen Glocken von nur zwei Vortragenden wurde bewundernd und mit Erstaunen gefolgt. Das Gospellied „Like a river glorious/Wie ein Fluss, herrlich ist Gottes Frieden“ setzte wiederum einen schönen Gegensatz. Es gab mit den vorangegangenen Gedanken zum Pinguin Einiges zum Nachdenken auf über vermeintliche „Fehlkonstruktionen“, unser Urteilsvermögen und das es manchmal auch vom Umfeld abhängt, ob das was man gut kann überhaupt zum Tragen kommt. Dass der Handglockenchor gut und klangvoll spielen und verzaubern kann und das Umfeld und die Akustik der kleinen Johanniskirche dafür gut geeignet war, stand beim Applaus für den Handglockenchor außer Frage. Dankbar und erfüllt von dem Musikgenuss der besonderen Instrumente wurde das Lied „Give thanks“ auch gleich nochmal gerne als Zugabe angenommen.
Lektorin Gudrun Brede, die das Konzert vermittelt und mit dem Gedicht von Erich Kästner „Glockenklänge des Lebens“ so passend in den Abend eingeführt hatte, dankte dem Handglockenchor für sein Kommen und den wunderbaren Klanggenuss. Es gibt in Deutschland etwa 30 Handglockenchöre, die ersten entstanden in den siebziger Jahren. Der Handglockenchor Kassel feiert in diesem Jahr sein 20-jähriges Bestehen.
Im Anschluss an dieses klangvolle Konzertereignis konnten bei Maibowle und kleinen Snacks noch schöne Gespräche geführt werden, die Handglocken nochmal inspiziert und ausprobiert werden und sich über diese besondere Form des Musizierens ausgetauscht werden.
Susanne Linnenweber
Fotos: Christel Knauf